Der inzwischen 73-jährige Rolf Bill hatte schon als Kind von einem eigenen Bauernhof geträumt. Vor fünfzig Jahren wanderte er von der Ostschweiz nach Südafrika aus und wurde schliesslich Farmer. Heute leben er und seine Frau Bessie in ständiger Angst, denn die Gewalt hat das Land fest im Griff. Aus dem Traum wurde ein Albtraum. In den südafrikanischen Medien wird über Verbrechen inzwischen nur noch dann berichtet, wenn der Tatverlauf spektakulär war oder die Betroffenen bekannt sind. Überfälle und Morde sind an der Tagesordnung. Wer kann, flieht – oder versucht, sich zu schützen. Rolf Bill zeigt seine geladene Pistole, die er in seinem Nachttisch aufbewahrt. Die gebe ihm eine gewisse Sicherheit.Südafrika ist eine Projektionsfläche für viele Schweizer mit Fernweh: Kapstadt und der Tafelberg, gigantische Wildreservate wie der berühmte Krügerpark, die traditionelle Lebensweise in der Kalahari-Wüste, Wale und Haie aus nächster Nähe. Trotzdem antwortet Rolf Bill auf die Frage, ob er heute noch jemandem empfehlen würde, nach Südafrika auszuwandern und Farmer zu werden, mit einem klaren Nein: «Es tut mir leid, dass ich das so klar sagen muss.» Neben der Sicherheit beschäftigt ihn derzeit vor allem auch eine geplante Landreform. Schon bald sollen Enteignungen ohne Entschädigung möglich sein.Nelson Mandela suchte nach der Apartheid die Versöhnung. Eines der zentralen Anliegen war die gerechtere Verteilung des Landes. Mandela hoffte, dieses Problem werde sich von allein lösen. Dem war allerdings nicht so. Weisse kontrollieren immer noch 70 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen. Das soll sich mit besagter Landreform ändern. Reporter Simon Christen besuchte Rolf Bill auf seiner Farm nahe Johannesburg, die er vielleicht schon bald verlassen muss. «Das wäre tragisch», sagt er, «ich werde mich so gut wie möglich zu wehren versuchen.»
Reporter wurde auf SRF ausgestrahlt am Mittwoch 26 August 2020, 19:00 Uhr.