Berlin in den frühen Morgenstunden. Victoria (Laia Costa) lernt beim Verlassen einer Disco den spitzbübischen Sonne (Frederick Lau) und seine drei Freunde (darunter Franz Rogowski) kennen. Angeheitert ziehen die fünf gemeinsam um die Häuser. Victoria muss bald zur Arbeit, sie schliesst deshalb schon mal ihr Café auf, und bei einem Kakao lernt sie Sonne näher kennen. In die sich anbahnende Zärtlichkeit bricht ein Anruf ein. Sonne und seine Clique haben was zu erledigen, und als ihr Fahrer ausfällt, springt kurzentschlossen Victoria ein. Wenig später findet sie sich Hals über Kopf in einem Gewaltverbrechen wieder.
Der oscarprämierte «Birdman» hatte 2014 den Anschein eines in einer einzigen Einstellung gedrehten Filmes bloss geweckt, Sebastian Schipper gelang das Kunststück im darauffolgenden Jahr ohne Wenn und Aber. Drei komplette Durchläufe, sechs Regieassistenten, drei komplette Tonteams und 150 Statisten waren notwendig, und am 27. April 2014 dreht Sebastian Schipper von 4.30 Uhr bis 7.00 Uhr früh in Berlin-Mitte und -Kreuzberg diese letztlich verwendete Fassung von «Victoria» in einem einzigen Durchgang.
Dass es nicht beim Experiment blieb, sondern daraus ein richtig unterhaltsamer, amüsanter, mitunter gar anrührender Film mit ungemeiner Sogwirkung entstanden ist, kann Schipper kaum hoch genug angerechnet werden, er wurde dafür am Berliner Filmfestival mit drei Preisen belohnt. Neben der von den ersten Einstellungen an gewinnenden Laia Costa in der Titelrolle stehen mit dem männlichen Hauptdarsteller Frederick Lau sowie Franz Rogowski gleich zwei Shootingstars des deutschen Films vor der Kamera. Der heimliche Star des Filmes ist freilich der norwegische Kameramann Sturla Brandth Grøvlen, der die irrwitzigen Ereignisse dieses frühen Berliner Morgens stets so einfängt, dass von der jugendlichen Unbeschwertheit, dem Strudel der Gewalt und der Unbarmherzigkeit des Schicksals auch nicht ein einziger Augenblick verlorengeht.
Film wurde auf SRF ausgestrahlt am Donnerstag 31 Oktober 2019, 08:42 Uhr.