Der Syrer Khaled Ali (Sherwan Haji) klettert in der Nacht aus einem Kohlefrachter im Hafen von Helsinki, wo er als blinder Passagier am Ende seiner langen Flucht gelandet ist. Er ist auf der Suche nach seiner Schwester und will den legalen Weg gehen, darum bittet er auf der Polizeistation um Asyl. Gleichzeitig verabschiedet sich Wikström (Sakari Kuosmanen) von seiner Frau (Ilka Koivula), lässt Schlüssel und Ehering zurück und geht wortlos aus dem Haus. Der Vertreter für Männerhemden will sein Leben in den Mittfünfzigern nochmals verändern und ein Restaurant eröffnen. Sie wirft den Ring in den vollen Aschenbecher und schenkt sich ein Glas Wodka ein, während er wegfährt in ein anderes Leben in Helsinki.
Die Wege der Männer, beide auf der Suche nach einem neuen Leben, kreuzen sich in der Folge mehrmals zufällig. Als Khaleds Ayslantrag abgelehnt wird, gelingt ihm mithilfe einer Sozialarbeiterin die Flucht. Er taucht in der Stadt unter, lebt nun illegal, immer noch auf der Suche nach seiner Schwester. Wikström hat inzwischen bei einem Pokerturnier viel Geld gewonnen und sich ein heruntergewirtschaftetes Lokal samt Belegschaft gekauft. Gäste haben sie kaum. Eines Nachts wird Khaled von einer Gruppe Rassisten zusammengeschlagen und sucht Zuflucht in einer dunklen Ecke im Hinterhof von Wikströms Restaurant. Wikström besorgt ihm ein Bett und einen Job als Putzkraft im Restaurant. Für eine Weile wird dieser Ort für Khaled zu einer neuen Heimat.
«Die andere Seite der Hoffnung» ist nach «Le Havre» der zweite Teil von Aki Kaurismäkis sogenannter «Hafen»-Trilogie, in der er seinen Blick etwas von seinem heimatlichen Finnland löst und globaler werden lässt und die europäische Flüchtlingskrise ins Visier nimmt. Ob der dritte Film seiner «Trilogie» je produziert wird, steht allerdings in den Sternen, Kaurismäki hat an der Premiere des Films an der Berlinale 2017 verkündet, nicht mehr weiterarbeiten zu wollen.
«Die andere Seite der Hoffnung» ist ein sanftes und liebenswürdiges Drama, in dem sich die Grundtraurigkeit der kaurismäkischen Figuren mit einem leichten komödiantischen Touch verbindet. Der Meister des lakonischen Humors zelebriert als höchstes Gut die Würde seiner beiden gebeutelten Hauptfiguren und fordert Anteilnahme inmitten einer kalten Gesellschaft. Im Zentrum steht der Wunsch eines jeden Menschen nach einem vertrauten Ort, nach einem Stück Heimat, auch in einem fremden Land. Der Soundtrack ist, wie immer bei Kaurismäki, wichtig: Die melancholischen Tango-, Blues- und syrischen Gitarrenklänge begleiten den Film nicht nur auf der Tonebene, sondern werden auch von Strassenmusikern im Bild gespielt. Der Film wurde an der Berlinale mit dem Silbernen Bären für die Beste Regie ausgezeichnet.
Film wurde auf SRF ausgestrahlt am Freitag 1 November 2019, 09:11 Uhr.