Die Automobil-Branche in Ostdeutschland steht unter Druck: Umsätze sinken, Zulieferer geben auf, Jobs verschwinden. Wer ist gefragt: Wirtschaft oder Politik? Das war Thema bei "Fakt ist! aus Erfurt".
"China ist uns zehn Jahre voraus", sagt die IG Metall Bezirk Mitte und spricht vom "Nokia-Effekt" und von "deutscher Hybris" - zu lange habe man sich auf einer vermeintlichen Gewissheit ausgeruht: Wir bauen die besten Autos.
Diese Gewissheit ist passé, die Stimmung getrübt - das sieht auch Rico Chmelik vom Thüringer Zuliefererverband Automotive Thüringen e.V. so. Die Probleme, so Chmelik, seien bekannt, die viel beschworene Transformation aber leichter gesagt als getan - auch mit Blick auf das Verbrenner-Aus: "Viele Thüringer Unternehmen sind nicht derart liquide, dass sie von jetzt auf gleich das eine lassen und das andere machen können, indem sie einfach den Maschinenpark austauschen und nicht mehr für Verbrenner, sondern für Stecker-Motoren produzieren."
Bernd Gulden, Chef des Kurbelwellenherstellers Feuer Powertrain Nordhausen fordert von der Politik vor allem eines: Weniger Bürokratie. "Wenn ich eine Schraube aus Indien für ein bestimmtes Produktionsteil kaufe, muss ich nachweisen, wie hoch der CO²-Verbrauch bei der Herstellung dieser Schraube ist" erläutert der Unternehmer - "uns wird durch die EU regelrecht die Luft zugedrückt".
Die Thüringer Wirtschaftsministerin Colette Boos-John sieht die Stellschrauben, an denen Politiker etwas drehen können, schon "gedreht" - beim Strompreis und bei den Netzentgelten müsse jedoch die EU ihre Zustimmung geben. Ihre Aufgabe als Ministerin auf Landesebene sieht sie vor allem darin, Unternehmenbei der Vernetzung zu unterstützen.
Interessierte und betroffene Bürger diskutieren mit Jörg Köhlinger, IG Metall Bezirkschef Mitte, Rico Chmelik, Geschäftsführer Automotive Thüringen, Colette Boos-John, Thüringer Wirtschaftsministerin und Bernd Gulden, Chef von Powertrain Nordhausen.
Fakt Ist! wurde auf MDR ausgestrahlt am Mittwoch 12 November 2025, 20:15 Uhr.