Auf ihrer Spurensuche vor Ort entdeckt Daniela Lager, dass ein Elixier aus Naturverbundenheit, Glaube und Lebensumstände diese beneidenswerte Statistik hervorbringt. Sie schafft es sogar, mit einer Gebetsheilerin zu sprechen, deren Telefonnummern normalerweise so gut gehütet werden wie das Appenzeller Käserezept.
Hausmittel und Fürbitte
Traditionell überlieferte Hausmittel und Naturprodukte aus der Drogerie gehören im Innerrhodischen ebenso zum Umgang mit Krankheiten wie die Anfrage für Fürbitte an die Schwestern im Kloster «Leiden Christi». Daniela Lager spricht vor Ort mit Menschen aus Politik, Gesundheitswesen und Religion und entdeckt, dass die Appenzellerinnen und Appenzeller von Kindesbeinen an lernen, sich erst einmal selbst zu helfen, statt immer gleich den Arzt oder die Ärztin aufzusuchen.
Gespräch mit Gebetsheilerin
Da wird vorher eher mal ein Gebetsheiler oder eine Gebetsheilerin konsultiert, die mithilfe von Gebeten Schmerzen oder Heimweh nimmt, Blut stillt oder Warzen vertreibt. Dafür werden geheime und von Generation zu Generation weitergegebene Heilsprüche genutzt – «fö Hitz und Brand», wie es im Appenzeller Dialekt heisst. Daniela Lager hat es geschafft: Sie interviewt eine der normalerweise sehr kamerascheuen Gebetsheilerinnen und staunt über deren Selbstverständlichkeit im Innerrhodischen Alltag.
Einzigartiger Mix
Tradition und Kultur, Naturverbundenheit und Ärzteangebot als Dreh- und Angelpunkte für einen kompetenten Umgang mit Gesundheit und Krankheit? «Absolut», bestätigt Thomas Abel, Professor am Institut für Sozial- und Präventivmedizin. Das macht den Kanton Appenzell Innerrhoden zum Spezialfall, von dem sich der Rest der Schweiz aber trotzdem das eine oder andere abschauen kann, um mit weniger Medikamenten durch den Alltag zu kommen.
Puls wurde auf SRF ausgestrahlt am Montag 17 Mai 2021, 21:05 Uhr.