Abend für Abend verlässt ein junger Mann seinen Sitzplatz im Theater stets an derselben Stelle des Hamlet-Monologs «Sein oder Nichtsein». Es handelt sich allerdings um keine Shakespeare-Aufführung, sondern um die Lieblingsnummer des eitlen Chefs eines Warschauer Varieté-Theaters.
Während der selbstgefällige Joseph Tura (Jack Benny) auf der Bühne seine «Highlights from Hamlet» zum Besten gibt, empfängt seine Ehefrau Maria (Carole Lombard) in der Garderobe ihren jungen Verehrer Leutnant Sobinski (Robert Stack). Dieser wird mit seiner Fliegertruppe nach London geschickt und mit seinen Kameraden zum Opfer des polnischen Nazi-Mitläufers Professor Siletski (Stanley Ridges), dem sie unwissentlich die Namen der Schlüsselmänner des polnischen Untergrunds verraten. Sobinski erkennt den Fehler und fliegt nach Warschau, um Professor Siletski abzufangen, bevor dieser die Namensliste dem örtlichen Gestapochef Erhardt (Sig Ruman) übergeben kann.
Jetzt gelangt Turas Truppe zum Einsatz. Während Maria den wahren Siletski bezirzt, wird er von kostümierten falschen Nazis abgeholt und ins Theater gebracht, wo Joseph Tura in der Rolle von Gauleiter Erhardt die Namensliste entgegennimmt. Aber Siletski durchschaut im letzten Augenblick das Spiel. Auf der Flucht durch das Theater wird er erschossen. Maria wird von der Gestapo in Siletskis Hotel festgehalten. In der Maske des Professors gelingt es Tura, sie zu befreien und ausserdem die Kopien der Liste zu vernichten. Er spielt Siletskis Rolle auch vor Erhardt so überzeugend, dass der Gauleiter darauf hereinfällt.
Im Theater feiert die Truppe den durchschlagenden Erfolg der Aktion. Da erfährt Tura, dass Maria zu Erhardt gebracht worden ist. Um sie herauszuholen, schlüpft er erneut in die Maske des Professors. Er ahnt nicht, dass Erhardt mit Maria nur eine Galavorstellung für Hitler arrangieren wollte, und er ahnt noch weniger, dass die Gestapo Siletskis Leiche bereits gefunden hat. Aug in Auge mit dem Tod liefert Tura die Vorstellung seines Lebens.
Ernst Lubitsch, eine zentrale Figur des frühen deutschen Films, folgte einige Jahre vor der Machtergreifung der Nazis dem Lockruf Hollywoods und drehte dort ab 1924 seine besten Komödien. Filme wie «Ärger im Paradies» (1932), «Blaubarts achte Frau» (1938) oder der Garbo-Klassiker «Ninotschka» (1939) machten ihn zu einem der angesehensten Regisseure der Traumfabrik. «Sein oder Nichtsein» sollte sein bekanntestes Werk werden.
Der deutsche Regisseur mit jüdischen Wurzeln gab hier, ähnlich wie vor ihm bereits Charles Chaplin in «Der grosse Diktator» (1940), das totalitäre System des Nationalsozialismus der Lächerlichkeit preis. Die Nazi-Schergen werden in «Sein oder Nichtsein» als Schmierendarsteller demaskiert, während die Schauspieler des richtigen Schmierentheaters als tragikomische Helden geehrt werden. Diese Umkehrung hat schon fast shakespearsche Qualität, und es erstaunt deshalb nicht, wenn immer wieder auf den grossen englischen Dramatiker Bezug genommen wird.
Film wurde auf SRF ausgestrahlt am Montag 14 Februar 2022, 00:40 Uhr. Diese Folge wurde zuerst am Samstag 11 April 2020 gepostet.