Der junge Jong-Su (Yoo Ah-in) kann es kaum fassen, als die ausserordentlich hübsche Hae-mi (Jong-seo Jun) ihn freundlich anspricht. Er ist ein einfacher Kerl vom Land, der auch diesem Rätsel des Lebens mit offenem Mund gegenübersteht. Sie erinnert sich an ihn aus der Schulzeit, die beiden lernen sich näher kennen und teilen das Bett. Doch das Timing könnte besser sein: Hae-mi fliegt für zwei Wochen nach Afrika und bittet Jong-Su, auf ihre Wohnung und die Katze aufzupassen, die er freilich nie zu Gesicht bekommt.
Als Jong-Su 14 Tage später Hae-mi vom Flughafen abholt, ist sie in Begleitung eines Mannes, der ihn in den Schatten stellt. Ben (Steven Yeun) ist reich, attraktiv, gut gekleidet und lässt sich den Porsche bringen. Die junge Frau scheint ihm bereits auf den Leim gekrochen, doch verbringen sie auch weiterhin Zeit zu dritt. Bei einem gemütlichen Abend auf Jong-Sus Bauernhof gesteht Ben ihm seine geheime Passion: Brandstiftung.
Als Hae-mi wenig später spurlos verschwindet, befürchtet Jong-Su, dass dies nicht das einzige dunkle Geheimnis des aalglatten Neureichen ist. Verzweifelt sucht er nach der jungen Frau, die ihm früh von ihrem Wunsch erzählte, wie die Sonne am Horizont zu verglühen.
«Scheunenabbrennen» heisst die Kurgeschichte von Haruki Murakami, die Chang-dong Lee sehr frei für die Leinwand adaptiert hat. Der südkoreanische Filmemacher spickte seinen schwelenden Krimi mit den Ungewissheiten, Brüchen und Ambivalenzen, die seinem Schaffen (zuletzt das berührende Alzheimerdrama «Poetry») innewohnen, und wirft dabei auch ein Schlaglicht auf das gesellschaftliche Gefälle zwischen arm und reich. Darüber hinaus gelingt dem Filmemacher das Kunststück eines auf unkonventionelle Weise höchst bedrohlichen Schurken, der vielleicht gar keiner ist.
Der elegant erzählte Film lebt nicht zuletzt von den kunstvollen Bildern Kyung-pyo Hongs («Parasite») und der ebenso stimmungsvollen Musik von Lee Sung-hyun alias Mowg. Für einen Thriller alles untypische Wesenszüge, und auch «Der Bund» lobte: «Ein Thriller für Geniesser des langsamen Kinos: atmosphärisch und suggestiv.»
Film wurde auf SRF ausgestrahlt am Freitag 26 Juni 2020, 05:56 Uhr.