Saigon 1969. Hauptmann Willard (Martin Sheen) von den Special Forces wird vom CIA beauftragt, Oberst Walter E. Kurtz (Marlon Brando) aufzuspüren und zu liquidieren. Kurtz, ein brillanter Karrierist mit hohen geistigen und moralischen Qualifikationen, ist im Dschungel abtrünnig geworden und führt mit seinen Getreuen ein barbarisches Regime, jenseits der Strategien der US-Streitkräfte.
Mit einem kleinen Patrouillenboot tritt Willard seine Fahrt flussaufwärts zu Kurtz' mutmasslichem Aufenthaltsort im Urwald an. Die Besatzung des Boots besteht aus blutjungen Soldaten, die zwischen Naivität, Panik und Aggression schwanken. Unterwegs macht Willard die Bekanntschaft von Oberstleutlant Kilgore (Robert Duvall), einer Kriegsgurgel von altem Schrot und Korn. Zu den bombastischen Klängen von Wagners «Ritt der Walküren» lässt Kilgore die Helikopter seiner Luftkavallerie ein kleines vietnamesisches Dorf in Schutt und Asche legen und schickt seine Soldaten mitten im Geschosshagel surfen. Willard wundert sich: Wenn ein Spinner wie Kilgore für die Armee tragbar ist, wie ist es dann erst Kurtz?
Je tiefer Willard und seine Eskorte in den Dschungel an der Grenze zu Kambodscha eindringen, umso unwirklicher wird der Krieg: Playboy-Häschen unterhalten die Truppen, drogenbenebelte Soldaten schiessen ziellos in die undurchdringliche Finsternis. Und in deren Herz verbirgt sich Oberst Kurtz, dessen Konfrontation mit Willard nur einer von beiden überleben wird.
Die Grundidee von «Apocalypse Now» – die Verquickung einer Vietnamkriegs-Allegorie mit Motiven aus Joseph Conrads «Heart of Darkness» – wurde bereits 1969 von Francis Ford Coppola und John Milius ins Auge gefasst und zehn Jahre später unter schwierigsten Bedingungen umgesetzt. Der schwergeprüfte Hauptdarsteller Martin Sheen – er kann am 3. August 2022 seinen 82. Geburtstag feiern – überzeugt als Willard, der seine Odyssee als staunender Beobachter antritt und allmählich selbst seine finstere Seite erkennen muss; Marlon Brando hat als Kurtz nur wenige Szenen, erfüllt diese jedoch eindrucksvoll mit seiner gewaltigen Präsenz; Robert Duvall gibt den kriegslüsternen Kilgore mit letzter Konsequenz, während Dennis Hopper als manischer Fotograf einen seiner wenigen markanten Auftritte in den 1970er-Jahren hatte. Als blutjunger Soldat Clean ist der damals 14-jährige Laurence Fishburne («The Matrix») zu sehen, und Harrison Ford ist ebenfalls kurz mit von der Partie.
Im Jahre 2019, zum 40. Geburtstag des Filmes, schnitt Regisseur Coppola einen Director’s Cut, eine letztgültige Fassung, die nach aufwändiger HD-Restauration jetzt mit brillanter Bild- und Tonqualität überzeugt. Nach der «Apocalypse Now – Redux»-Fassung, wo Coppola und sein legendärer Cutter Walter Murch den Film von der Rohfassung ausgehend neu geschnitten und dabei ganze 49 Minuten Originalaufnahmen neu integriert hatten, ist der Film nun wieder etwas kürzer. Der Film in seiner aufgefrischten, audiovisuellen Kraft ist aber abseits der Frage um seine endgültige Fassung sowieso ein einzigartiges Erlebnis.
Film wurde auf SRF ausgestrahlt am Samstag 30 Juli 2022, 00:00 Uhr. Diese Folge wurde zuerst am Samstag 12 Juni 2021 gepostet.