Sexuelle Übergriffe sind immer noch ein Tabuthema in der Gesellschaft. Noch grösser ist das Tabu wenn Männer betroffen sind. Reporterin Viktoria Kuttenberger möchte mit diesem Film das Tabu brechen und spricht mit betroffenen Männern über die Tat und ihre Folgen.
Manuel* (*Name geändert) sprach viele Jahre nicht über den sexuellen Missbrauch, den ihm sein Lehrmeister schon in jungen Jahren angetan hat. Er konnte mit niemandem darüber reden. Erst Jahre später erzählt er es dem Hausarzt und es kommt zu einer Anzeige. Seinen Vergewaltiger konnte Manuel wegen sexueller Nötigung und sexueller Handlung mit Abhängigen anzeigen. «Es war nie Rache, denn dann würde es um ihn gehen. Es ging mir um Gerechtigkeit.» Doch inzwischen sind einige Tatbestände bereits verjährt. Aktuell definiert das Schweizer Recht den Begriff der Vergewaltigung so, dass es Männer ausschliesst. Dies soll aber bei der Revision des Sexualstrafrechts dieses Jahr geändert werden.
Im Alter von 18 Jahren wurde Luca Russo bei einem Casting von einem Modelagenten sexuell genötigt. In dieser Reportage spricht er über die Tat, wie er sich danach gefühlt hat und, dass es ihm, nachdem er mit seiner Familie darüber gesprochen hat, viel besser geht. Mit seiner jetzigen Freundin hat er früh das Gespräch gesucht. Reden hilft ihm sehr.
Wieso fällt es Männern schwer über ihre Missbräuche zu sprechen und trägt die rechtliche Situation zum Tabu bei? Im Gespräch mit Sexologe Martin Bachmann zeigt sich, dass Geschlechterrollen, mangelnde Sexualbildung und auch die enge Definition des Begriffes der Vergewaltigung im Gesetz einen Einfluss auf das Tabu haben. «Opfer zu sein kommt auf einem männlichen Plan nicht vor.» so Martin Bachmann.
ARTE Dokumentarfilme wurde auf SRF ausgestrahlt am Dienstag 21 Juni 2022, 17:00 Uhr.