Nach mehrstündiger gewaltsamer Besetzung durch Anhänger von US-Präsident Donald Trump ist das US-Kapitol in Washington inzwischen wieder sicher. Angestiftet durch eine Rede von US-Präsident Trump hatten Anhänger am Abend den Sitz beider Parlamentskammern gewaltsam erstürmt, um die Bestätigung des Wahlsiegs von Demokrat Joe Biden zu verhindern.
Die Politikwissenschaftlerin Cathryn Clüver Ashbrook, Politikwissenschaftlerin an der Harvard Kennedy School, war von dem jüngsten Gewaltausbruch in Washington nicht überrascht. "Dieser Gewaltantrieb gehörte immer zur Taktik des Präsidenten dazu. Und zwar nicht erst in den vergangenen Wochen nach der Wahl, sondern ganz gezielt auch vor der Wahl und in den vier Jahren davor." Sie beklagt daher auch die schlechte Vorbereitung der Polizei auf den Massenansturm: "Dass es so einfach gehen konnte, dieses Eindringen in das Heiligtum der amerikanischen Demokratie, das hat dann doch heute sehr überrascht." Das gezielte Anstacheln seiner Anhänger durch Desinformation ist für Clüver Ashbrook ein "Instinkt der Selbstpräservation". Der Präsident müsse sich im Gespräch und das Narrativ um eine verfälschte Wahl hoch halten, auch um 200 Millionen Dollar an Parteispenden nutzen zu können. Dafür müsse er weiter im aktiven Wahlkampf stehen.
Trotz des Risses, der durch die Partei ginge, hätten gerade die moderaten republikanischen Parteikollegen des Präsidenten sich in den Stunden nach dem Ansturm sehr am Riemen gerissen und flammende Reden auf die Integrität der amerikanischen Demokratie gehalten, darunter auch Mehrheitsführer Mitch McConnell. "Da wird die republikanische Partei noch einiges an sich selbst abzuarbeiten haben."
ARD Morgenmagazin wurde auf ARD ausgestrahlt am Donnerstag 7 Januar 2021, 05:30 Uhr.