Oberhof, am Rennsteig im Thüringer Wald, fast 1.000 Meter hoch gelegen, Ferienparadies und Wintersportplatz, einst DDR-Renommierort. Jetzt, im Winter 2023, ist Oberhof Schauplatz gleich zweier Wintersport-Weltmeisterschaften. Die neue Folge der Doku-Reihe "Wem gehört der Osten" fragt: Wem gehört Oberhof heute? All die Hotels, die Arenen, die Schanzen, die Kunsteisbahn? Wer bestimmt die Geschicke dieses Ortes mit seinen gerade einmal 1.600 Einwohnern? - Der Film führt uns auf die Spur von Millionen Steuergeldern für Oberhof, ein "Leuchtturm" der Thüringer Politik und er porträtiert heute wohlhabende und ehrgeizige Ostdeutsche, die eine Menge Geld in dem einstigen Vorzeigeort der DDR investieren. Der Oberhofer Ortschronist Wolfgang Lerch sagt: "Fremdbestimmung bis heute. Oberhof war immer eine Bühne der Eitelkeit der jeweils Herrschenden." Bei der Übergabe der modernisierten Rennrodelbahn im November 2022 (Kostenpunkt: 40 Millionen EUR Steuergeld) ist die Politik omnipräsent. Der Ministerpräsident Bodo Ramelow, der Bildungsminister Helmut Holter sind da, der „Oberhof-Beauftragte“ der Regierung, der eigentlich Staatssekretär im Finanzministerium ist. Der PR-Mann des vom Freistaat betriebenen Wintersportzentrums Oberhof, Ronny Knoll, berichtet von Ideen für Olympische Spiele. Es wehen die Fahnen von Europa, Deutschland, dem Freistaat - die von Oberhof gibt es nicht. Ein Symbol. Ein Drittel des Stadtgebietes gehört heute dem Sport. "Dem Freistaat", sagt Bodo Ramelow. Der Freistaat bestimmt in Oberhof. Denn ihm gehört fast alles: etwas mehr als 1000 Hektar Fläche zwischen Kunsteisbahn, Skihalle und Großschanze. Das Areal der Wintersport-Stätten gleicht heute einem Industriegebiet. Wo früher Wald war, ist jetzt Beton. Oberhof verlässt sich lange Zeit auf Show, Stars und Sport und verpasst den Anschluss an einen zeitgemäßen Tourismus. Mihai Danzke, aufgewachsen in Halle (Saale), zu Wohlstand gekommen als Werbeunternehmer in Berlin, kauft vor 10 Jahren den "Oberen Hof" in Oberhof, Anfang der 1970er im Stile exzentrischer Bergarchitektur errichtet. Das Gebäude ist kaputt, halb vermietet, für ihn aber ein Liebhaberstück: Freunde raten ihm ab. Die Banken kennen Oberhof nicht einmal. "Dann verwechseln die das mit Oberstdorf in Bayern, dann erklärst du wortreich Oberhof ... Ah, sagen die, 1.600 Einwohner. Da wollen Sie investieren? Aber doch nicht mit uns ...!" - Der Oberhofer Thomas Schulz hat das alles durch: Er verliert mit einem Elektrobetrieb nach der Wende Hunderttausende bei Hoteliers in Oberhof, die ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können. Oberhof ist in den Nullerjahren eine Ansammlung von Grundstücksbrachen: Die Transformation des einstigen DDR-Ferienparadieses in die Marktwirtschaft misslingt. Schulz entschließt sich 2006, als Bürgermeister zu kandidieren, er ist es bis heute: "Was war ich naiv!" Aber Schulz hat Glück: Vor etwa zehn Jahren entdeckt die Thüringer Politik Oberhof als ein Leuchtturm des Tourismus, die landeseigene Entwicklungsgese
Wem gehört der Osten? wurde auf MDR ausgestrahlt am Sonntag 4 Februar 2024, 22:20 Uhr.