Drei Viertel der Bevölkerung in der Schweiz leben in städtischem Gebiet. Das heisst, in Kernstädten und Agglomerationen. Seit Corona ist der Wunsch nach mehr Platz und Freiraum allgegenwärtig und Städte verlieren erstmals seit Langem wieder an Attraktivität. Reporterin Mona Vetsch trifft Menschen, die aus unterschiedlichsten Perspektiven vom Leben auf dem Land erzählen können.
Erica und Rolf Knecht zogen mit Beginn der Pandemie aus der Millionenmetropole Kuala Lumpur ins Berner Oberland. «Am Anfang war es ein Kulturschock», sagt Rolf Knecht. Und Erica Knecht meint: «Mir fehlt das Grossstadtleben schon.» Doch der Kinder wegen habe sich der Umzug in die Berge mit Sicherheit gelohnt: Ihre beiden Töchter und der Sohn hätten in dieser ländlichen Umgebung innert kurzer Zeit Sinneserfahrungen und Fortschritte gemacht, die sie als Eltern nicht für möglich gehalten hätten und sie schlicht beglückten.
Auch Bewohnerinnen einer Frauen-WG aus Dittingen im Kanton Baselland erzählen Mona Vetsch von den Vor- und Nachteilen des Lebens abseits der städtischen Zentren. «Wir wollen die Welt verbessern, indem wir die Idee nachhaltigen Lebens konkret umsetzen, zum Beispiel in unserem grossen Permakulturgarten», sagt die 25-jährige Mira Gemperle. Was sie uneingeschränkt befriedigt, ist für ihre WG-Kollegin Johanna Kestler bereits nach knapp einem Jahr Landleben nicht mehr attraktiv: Wegen der langen Pendelstrecke zur Arbeit und zur Uni zieht sie zurück in die Stadt.
Was es heisst, wenn man vom Land lebt, davon kann die Bauernfamilie Hunkeler-Meier berichten. Seit Generationen steht ihr Hof mitten im luzernischen Dorf Wauwil, das sich in den letzten Jahren stark verändert hat. Aus dem ehemaligen Bauerndorf ist ein gut erschlossener Wohnort entstanden. Die prächtige Aussicht und viel Natur haben zahlreiche Neuzuzügerinnen und -zuzüger angelockt und der Bauboom hält an. «Wir werden demnächst mehrere hundert neue Nachbarn direkt neben unserem Stall erhalten», sagt Landwirt Markus Hunkeler. Man freue sich zwar auf die neue Nachbarschaft, fürchte aber, dass Gestank und Lärm zu Auseinandersetzungen führen werden. «Das ist eben auch das Leben auf dem Land. Miteinander und manchmal auch ein bisschen gegeneinander».
Reporter wurde auf SRF ausgestrahlt am Sonntag 8 August 2021, 20:05 Uhr.