Boris (Aleksey Rozin) und Zhenya (Mariana Spivak) stecken mitten in der Scheidung und streiten fast ununterbrochen. Sie wohnen noch gemeinsam mit ihrem 12-jährigen Sohn Alyosha (Matvey Novikov) in einem schicken Neubau am Rande von Moskau, aber die Wohnung soll demnächst verkauft werden. Dann will Zhenya mit dem älteren, reichen Anton (Andris Kreiss) zusammenziehen, und Boris und seine neue Freundin Masha (Marina Vasileva), die bereits von ihm schwanger ist, gründen eine eigene Familie. In den Zukunftsplänen seiner Eltern hat Alyosha keinen Platz. Eines Tages wird er Zeuge davon, wie die Eltern sich im Nebenzimmer um sein Sorgerecht streiten und sich entscheiden, ihn in Heim zu geben.
Am nächsten Tag verschwindet Alyosha. Zunächst bemerkt es niemand: nicht die Nachbarn, nicht die Eltern, nicht einmal die Überwachungskameras des Hauses zeichnen ihn auf. Erst nach zwei Tagen meldet die Klassenlehrerin seine Abwesenheit. Die Polizei wird verständigt und es gibt eine grosse Suchaktion im Viertel und im nahen Wald.
Als klar wird, dass sie sich nicht auf die Polizei verlassen können, müssen Zhenya und Boris wider Willen zusammenarbeiten, um ihren Sohn zu finden, bevor ihm etwas zustösst.
Der russische Filmregisseur Andrej Zvyagintsev zeigt in «Loveless» eindrücklich und ungeschönt, wie es sich anfühlt, von der eigenen Familie keine Liebe zu erfahren. Es ist ein trostloses Bild, das er von einer russischen Mittelstandsfamilie zeichnet, in der die emotionale Verwahrlosung keine Beziehung unberührt lässt, einzig die Vermehrung des Wohlstands das Ziel ist und der rücksichtlose Individualismus alles und alle beherrscht. Auch die Polizei, als Sinnbild staatlicher Institutionen, versagt kläglich.
Zvyagintsevs erster Spielfilm «Die Rückkehr» erhielt 2003 in Venedig den Goldenen Löwen und wurde in Frankreich für den César nominiert. «Leviathan» wurde 2015 als bester fremdsprachiger Film für den Oscar nominiert. Drei Jahre später wurde auch «Loveless» für einen Golden Globe und einen Oscar nominiert, und erhielt in Cannes den Preis der Jury. Doch in Russland blieb es still um den Film. Zvyagintsev hatte auf staatliche Förderung verzichtet, nachdem er nach «Leviathan» diffamiert worden war.
Film wurde auf SRF ausgestrahlt am Dienstag 22 Februar 2022, 00:50 Uhr. Diese Folge wurde zuerst am Freitag 12 Februar 2021 gepostet.