Noch nie hatte die Box-Welt Ähnliches gesehen: Ende der Neunzigerjahre tauchen zwei ukrainische Sportler auf, die man auf den ersten Blick kaum auseinanderhalten kann: Vitali und Wladimir Klitschko, Brüder. Vitali wird 1971 als Sohn einer Lehrerin und eines Offiziers geboren, sein kleiner Bruder Wladimir sechs Jahre später. Ein Ereignis prägt die Kindheit der Geschwister besonders: die Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl. Nicht nur wohnt die Familie in unmittelbarer Nähe, der Vater muss als Luftkommandant bei den Aufräumarbeiten beim Reaktor helfen und trägt lebenslange Folgeschäden davon.
1989 wird in der Ukraine das Kickbox-Verbot aufgehoben, in dem Vitali und Wladimir sich bereits einen Namen gemacht haben. Nur kurze Zeit später beginnen die Brüder im Armeesportclub in Kiew zu trainieren. Rasch arbeiten sie sich in der Amateurklasse hoch und kämpfen bald schon im deutschen Flensburg. Bei den Kämpfen ist der eine stets am Rande des Ringes, während der andere kämpft. «Zu zweit ist man doppelt stark», sagt Vitali über die Zusammenarbeit. Dabei sehen die meisten Experten enorme Unterschiede zwischen den Kampfstilen der Brüder.
Mitte der Neunzigerjahre ist es so weit: Sowohl Vitali als auch Wladimir treten in der Profiklasse an und stehen nun auf einmal Gegnern wie Herbie Hide oder Chris Byrd gegenüber. Auch wenn beide Karrieren von Rückschlägen geprägt sind, schaffen es Vitali und Wladimir immer wieder, in den Ring zurückzukommen. Eines aber haben sie ihrer Mutter hoch und heilig versprochen: Nie werden sie gegeneinander kämpfen.
Der deutsche Dokumentarfilmer Sebastian Dehnhardt begleitete für sein Kinodebüt «Klitschko» von 2011 die Klitschko-Brüder Vitali und Wladimir über einen Zeitraum von zwei Jahren in Deutschland, in der Ukraine, in den USA, in Kasachstan, in Kanada, in Österreich und in der Schweiz. Dabei kommen vor allem die beiden Profi-Boxer zu Wort, aber auch all jene Menschen, die die beiden Brüder bei ihrer Sportlerkarriere begleitet haben: Von ihren Eltern über ihre ehemaligen Trainer, Sportjournalisten, Manager bis hin zu den härtesten Gegnern.
Vitali Klitschko und sein Bruder sind weltberühmt, doch in den letzten Wochen hat der Name Klitschko eine ganz neue Bedeutung bekommen: Vitali ist seit 2014 Bürgermeister von Kiew, die momentan heftig umkämpfte Hauptstadt der Ukraine. Genau wie Präsident Wolodimir Selenski wendet auch Klitschko sich immer wieder mit Videobotschaften an die ukrainische Bevölkerung und an die Welt.
Film wurde auf SRF ausgestrahlt am Sonntag 20 März 2022, 20:05 Uhr.